Samuel Gerlach

Aus Potsdam-Chronik
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Samuel Gerlach (* 1711 in Potsdam; † 28. März 1786 ebenda) war Prediger, Lehrer und Schuldirektor in Potsdam sowie Verfasser historischer Schriften zur Geschichte der Stadt und erster Stadtgeschichtsschreiber Potsdams. Mitunter wird er auch Samuel M. Gerlach bzw. M. Samuel Gerlach geschrieben. Es ist aber davon auszugehen, dass das M. nicht für einen weiteren Vornamen steht, sondern als Abkürzung für den Titel Magister der Philosophie, den er in Halle (Saale) erlangt hatte.


Leben

Sohn von Anton Gerlach, Ratsmann zu Potsdam, und der Schwester des Potsdamer Bürgers und Garnmeisters Johann Güldenhaupt. In erster Ehe war sie mit Tobias Wolff, Verwalter von Kartzow, verheiratet, der jedoch Anfang des 18. Jahrhunderts verstarb. (1)

Samuel Gerlach absolvierte die "Kleine Stadtschule", studierte Theologie und bezog 1726 das 1695 von August Hermann Francke gegründete Pädagogium in Halle (Saale) (heute:Franckesche Stiftungen), wo er die Magisterwürde erwarb. 1737 kehrte er nach Potsdam zurück und wurde zunächst Lehrer an der Schule neben der Nikolai-Kirche, eine Kleine Stadt- bzw. Elementarschule. Mit der Einweihung der Großen Stadtschule im Jahr 1739 wurde er dort Konrektor unter dem damaligen Rektor Georg Christian Nachtigall. Grundlage für die Anstellung Gerlachs war eine Kabinettsordre von König Friedrich Wilhelm I. vom 02.02.1738. In dieser ordnete der König den Bau einer neuen Stadtschule an und legte fest, über welche Voraussetzungen die dort tätigen Lehrer verfügen sollten. So befahl er, Dero Kriegs- und Domainenrate Heydenreich hierdurch allergnädigst mit dem Magistrate allhier solches vorläufig bekannt zu machen, mit dem Bedeuten, ..., daß erwähnter Magistrat nebst dem Inspektor Schultze und dem Prediger Schubert die innere Einrichtung der Schule besorgen, auch keine andere als von gedachten Predigern von Halle aus verschriebene tüchtige Subjekte zu Schulkollegen angenommen werden sollen. (1)

Nach dem Fortgang Nachtigalls nach Halberstadt, wo er als Pastor tätig wurde, erhielt Gerlach im Jahr 1744 die Rektorenstelle. 1784 übergab er das Rektorenamt an seinen Nachfolger, Christian Gottfried Benjamin Seeliger, und trat in den Ruhestand. Zwei Jahre später verstarb er am 28. März 1786 in Potsdam.

Von 1739 bis 1743 bestanden an der Schule 2 Klassen, in denen Rektor und Konrektor 24 Schüler unterrichteten. 1743 wurde eine dritte Klasse eingerichtet und von 1744 bis 1787 musste sich die Schule die Räumlichkeiten mit dem Pagen-Korps, in dem eine adlige Standeserziehung erfolgte, teilen.


Stadthistoriker

Neben seiner Tätigkeit als Lehrer und Schulrektor widmete sich Samuel Gerlach mit großem Engagement der Aufarbeitung der Geschichte seiner Heimatstadt Potsdam und wurde so zum ersten, wenn auch nicht offiziell berufenen, Stadtgeschichtsschreiber.

Eine frühe Würdigung der geschichtsforschenden Tätigkeit Gerlachs findet sich in der 1754 erschienenen Publikation Nachricht von der Königlichen Residenz-Stadt Potsdamm. Berlin, in Verlag Christian Friedrich Hennings, Königl. privil. Hof-Buchdruckers. 1754.

Hennings schreibt darin:

Bey dieser Gelegenheit kann ich nicht umhin, dem geneigten Leser die rühmliche Bemühung des geschickten Predigers und Recktors zu Potsdamm, Herrn Gerlachs, anzupreisen. Ausser seinen Amts-Geschäften hat er sich vorgenommen, die Geschichte seiner Geburts-Stadt genau zu untersuchen, und künftig durch den Druck gemein zu machen, wovon er uns bereits drey Proben geliefert, nemlich 1) Einladungs-Schrift, in welcher eine alte Urkunde von Potsdamm erläutert wird, 2) Einladungs-Schrift, worinnen Friedrichs, des sechsten, Burggrafens zu Nürnberg, und nachmaligen Churfürstens von Brandenburg, auf Potsdamm erhaltene Rechte erläutert werden, 3) gesammleter Nachrichten von Potsdamm erstes Stück.

Diese drey Schriften sind zu Potsdamm in den Jahren 1746, 47 und 50 in Quart-Format durch den Druck bekannt gemacht worde. Letztere Schrift ist sonderlich merckwürdig, weilen zu Anfang derselbigen einige Urkunden von Potsdamm mitgetheilet werden. (2)


Samuel Gerlach selbst beschreibt sich und das von ihm verfolgte Anliegen viele Jahre später wie folgt:

Ich habe mich, weil in Potsdam nicht viel zu finden ist, in den Schriften derjenigen mit Fleiß umgesehen, die von der Mark Brandenburg sowohl überhaupt, als von dieser und jener Stadt, Stifft oder Kloster insonderheit haben Nachrichten geben wollen, aber ich finde von Potsdam nur selten etwas angemerket, und in den Hystorien der benachbarten Länder kommt von Potsdam noch weniger vor, welches zur Erläuterung unserer Stadtgeschichte dienen könnte. Es hat mich zwar jemand versichern wollen, daß eine gewisse Familie in Rathenow viel interessante Nachrichten von Potsdam hätte, der Nahme aber derselben ist mir vergeßen, und der Mann, der es mir sagte, ist auch schon lange tod, daß eß auch darnach zu erkundigen gantz gewiß vergebens seyn würde. Soll denn nun aber darum, weil aus den vorigen Zeiten nicht so viele und so merkwürdige Gegebenheiten von Potsdam, als wohl z.B. von Brandenburg, Berlin und andern alten Städten in der Mark niedergeschrieben stehen, das, was noch ausfindig gemachet werden konnte, vor unsern Augen mit Fleiß vergraben bleiben? Ich meine, daß man auch das wenige nicht verachten müße, was uns noch von alten Nachrichten übrig geblieben und wenn es auch nur Kleinigkeiten wären, weil öfters auch Kleinigkeiten in manchen Fällen und für manche Leute keine Kleinigkeiten sind. Was ich davon in verschiedenen Schriften auf meine eigenen Kosten habe drucken laßen, hat hin und wieder Beyfall gefunden und das Verlangen rege gemacht von den Geschichten dieser Stadt ein mehreres zu erfahren. Man hat mich vielfältig ersuchet, so wie ich angefangen, meine Nachrichten stückweise folgen zu laßen, oder, weil die im Druck bereits erschienenen in den Händen der hiesigen Einwohner, denen sie mehrentheils in die Hände gerathen, wohl größesten Theil verlohren gegangen seyn mögen, rar geworden und schwerlich zusammen zu bringen sind, sie mit den noch zurückgebliebenen ungedruckten in eins zu ziehen und heraus zu geben. Ich habe das letztere für diejenige, welche meine Nachrichten gern beysammen haben wollen und nicht mehr bekommen können, für beßer angesehen und will ihnen also, was mir nach langem Suchen von Potsdam überhaupt bekannt geworden, unter vdem Titul: Altes und neues potsdam gern und willig mittheilen. Weil ich aber genötiget bin, auch dann und wann auf das, was ich von Potsdam bereits habe drucken lassen, zu beruffen; so will ich vorbemerkte kleine Schriften dem Titel nach vorher bekannt machen und es den Liebhabern anheimstellen, ob sie sich dieselbige merken, und, wann sie ihnen vorkommen sollten, vor ihren Untergang bewahren helfffen wolten. Es sind folgende: 1) Einladungsschrift von 1746 über eine Quedlinburgische Urkunde. 2) Einladungsschrift von 1747 über Friedrichs VI., Burggraffens zu Nürnberg, über Potsdam erhaltene Rechte. 3) Andenken der bey der Nikolai-Kirche gestandenen Prediger. 1756. 4) Andenken der Potsdamischen Schul-Collegen. 1762. 5) Eine bey Potsdam gelieferte Schlacht und gefundene Schantze. 1763. 6.7.8.) Gesammlete Nachrichten von Potsdam. Erstes, zweytes, drittes Stück von 1750.1754. 1766. Alle diese kleine Nachrichten sind hieselbst bey Bauern und Sommern in 4° gedrucket worden. (3)

Samuel Gerlach wollte, wie von ihm beschrieben, seine auf eigene Kosten in Potsdam publizierten historischen Untersuchungen 1786 unter dem Titel Altes und neues Potsdam veröffentlichen. Sein Tod am 28. März 1786 verhindert dies jedoch und ließ seine Materialsammlung unvollendet. In der Bibliothek der Königlichen Regierung zu Potsdam blieben seine Arbeiten dazu jedoch erhalten und wurden 1883 unter dem Titel Collectaneen durch den Verein für die Geschichte Potsdams in dessen Mitteilungen veröffentlicht.

Tod

Samuel Gerlach starb am 28. März 1786 an "Schlagfluß" (Schlaganfall) und wurde am 1. April 1786 auf dem Friedhof in Bornstedt beigesetzt. "Im Gewölbe beigesetzt", heißt es in Verbindung mit der diesbezüglichen Information. In ebendiesem Grabgewölbe fand auch seine Ehefrau Maria, geb. Schultze,ihre letzte Ruhe. Sie verstarb am 21. Juli 1802 im Alter von 74 Jahren "am Krebsschaden". Die Grabstätte der Gerlachs ist nicht mehr vorhanden. (5)


Arbeiten zu Potsdamer Themen

Samuel Gerlach: Einladungsschrift wodurch eine alte Urkunde von Potsdam erläutert und die in dem Lyceo daselbst den 17 Februar 1746 morgens um 9 Uhr angesetzte Friedensfeyer bekannt gemachetet wird welche mit Ihrer Gegenwart zu beehren die Hochgeehrten Herrn Patronos und Ephoros vornehme Gönner und werthgeschätzte Freunde gehorsamst und ergebenst bittet M. Samuel Gerlach, Prediger und Rector, gedruckt bey der verwittweten Königl. Privilegirten Buchdr. Neumannin, o. O. u. o. J. (Potsdam, 1746) - 16 Seiten

Samuel Gerlach: Einladungsschrift über Friedrichs VI, Burggraffens zu Nürnberg, über Potsdam erhaltene Rechte, Potsdam 1747

Samuel Gerlach: Gesammlete Nachrichten von Potsdam. Erstes Stück. Wodurch zur Anhörung der Reden, welche bey der Einführung Herrn Johann Friedrich Dittmars zum Subrectorat gehalten werden sollen, die Hochansehnliche Patronos und Ephoros wie auch alle hohe und vornehme Gönner und Freunde der Schule gehorsamst einladet M. Samuel Gerlach, Prediger und Rector, Potsdam 1750. Gedruckt bey der verwittweten privilegierten Buchdruckerin Neumannin - 48 Seiten

Samuel Gerlach: Gesammlete Nachrichten von Potsdam. Zweytes Stück. Wodurch zur Anhörung einer von den Cardinalen handlenden Reden und Gespräche und zu dem anzustellenden Schul-Examen die verordnete Hochansehnliche Patronos und Ephoros der Schule wie auch andere vornehme und geehrte Gönner und Freunde auf den 3 und 4 April 1754 gehorsamst und ergebenst einladet M. Samuel Gerlach, Prediger u. Rector, Potsdam, gedruckt bey Joh. George Bauer, Königl. Preußi. privil. Buchdr. - 33, 12 Seiten

Samuel Gerlach: Andenken der bey der Nikolai-Kirche gestandenen Prediger, Potsdam 1756

Samuel Gerlach: Andenken der Potsdamschen Schul-Collegen, Potsdam 1762

Samuel Gerlach: Eine bei Potsdam gelieferte Schlacht und gefundene Schanze, als den 15. Februar 1763 der Friede zu Hubertsburg geschloßen worden und darauf den 27ten April die große Schule zu Potsdam ihr Friedens-Fest begieng zur weitern Nachforschung bekannt gemacht auch zugleich zu geneigter Anhörung der bei dieser Gelegenheit zu haltenden Reden und Gesprächen die hochansehnliche Herren Patroni und Ephorus wie auch alle übrige hochgeehrte Freunde und Gönner unsrer Schule schuldigst und gehorsamst eingeladen von M. Samuel Gerlach, Prediger und Rector, Potsdam 1763

Samuel Gerlach: Gesammlete Nachrichten von Potsdam, drittes Stück, von der vormaligen und jetzigen höchsten und hohen Herrschaft, wodurch zur Anhörung der Reden, welche bey der Einführung Herrn Christian Gottfried Benjamin Seeliger zum Conrectorat gehalten werden sollen, die Hochansehnliche Patronos und Ephorum wie auch alle hohe und vornehme Gönner und Freunde der Schule gehorsamst einladet M. Samuel Gerlach, Prediger und Rector, Potsdam, gedruckt mit Sommerschen Schriften, 1776 - 28 Seiten

Samuel Gerlach: Collectaneen. Von Gerlach. (Aus der Bibliothek der Königl. Regierung zu Potsdam.). In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Potsdams, Neue Folge 3 (1883), S. 33-282


Einzelnachweise

(1) Programm des "Victoria-Gymnasiums", Nr. 725, 1839, S. 1

(2) Louis Schneider: Eine Reise von Potsdam über Berlin nach Schönhausen. In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Potsdams, Bd. 3 (1867), S. 442

(3) Seligo: Ein Hofnarr als Potsdamer Geschichtsschreiber. In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Potsdams, Bd. 3 (1867), S. 419

(4) Samuel Gerlach: Collectaneen. Von Gerlach. (Aus der Bibliothek der Königl. Regierung zu Potsdam.). In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Potsdams, Neue Folge 3 (1883), S. 34 f.

(5) Bethge, Al.: Der Bornstedter Friedhof. In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Potsdams, 5 (1872), S. 332, 343, 344